
Durch Kleidung identifizierbar – Besucher in Troja (Foto: Treiber)
Mit unserer Reisegruppe stapfen wir durch die Ruinen der antiken Stadt. Gute Führung, guter Preis, was will man mehr! Um die Ecke kommt nun eine weitere Reisegruppe in beige – offenbar Senioren. Am alten Stadttor steht eine große Gruppe in karierten Hemden, eine Reise der Gewerkschaft offenbar, und am Ausgang wartet schon eine kleine Gruppe in gepflegten Jack-Wolfskin-Jacken auf Einlass, die im kleinen Bus und mit dem Baedeker in der Hand anrücken – Lehrer zweifellos.
Schön, wenn man seine Schubladen und seine Vorurteile im Kopf hat, möchte ich als ironische Spitze anbringen und merke, dass ich die eben genannten Klischees selbst im Kopf habe, und flugs meinen Baedeker verschwinden lasse.
Das Witzige ist ja: Die Klischees stimmen, wie ich durch ein bisschen Lauschen und Reden mit den Gruppen herausfinde. Offenbar lassen sich anhand bestimmter Dresscodes Gruppen milieumäßig zuordnen.
Nur, warum wir uns das an? Warum glauben Senioren, sie müssten beige Westen tragen, und Bildungsbürger, sie bräuchten teure Expeditionshalbschuhe, um die paar Schritte auf dem geteerten Weg zum Löwentor von Mykene zu gehen?
Vermutlich, weil es Sicherheit gibt, sich durch Kleidung und Verhalten einer bestimmten Gruppe zuzuordnen – und weil man sich dadurch eben auch äußerlich von anderen unterscheidet.
Interessanter sind aber die Leute, die dabei auffallen: Der weißhaarige Mann im schwarzen Hoodie und das junge Mädchen im grauen Kostüm, die ich kürzlich in der Fußgängerzone sah: Zu welcher Gruppe die wohl gehören? frage ich mich, und ärgere mich gleich darüber: Falsche Frage! Schubladen bitte schließen!